Geschichte

Aus der Geschichte

der Freiwilligen Feuerwehr

Schandelah

 

Wohltätig ist des Feuers Macht,

wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht.

Doch furchtbar wird die Himmelskraft,

wenn sie der Fessel sich entrafft.

 

Im Zeitalter des Internets und der elektronisch gesteuerten Zentralheizung

ist den meisten Menschen die Gefahr, die durch die Urgewalt des Feuers entsteht, nicht mehr bewusst.

Deshalb ist es gut, dass es Menschen gibt, die freiwillig ihre Zeit in einer Organisation wie der Feuerwehr opfern, um anderen zu helfen und Gefahren von der Allgemeinheit abzuwenden.

Seit mehr als 140 Jahren gibt es in Schandelah Menschen, die sich in dieser Tradition verpflichtet fühlen.

 

Bereits 1680 ist ein Brand in Schandelah und die Auslösung eines Feueralarms

chronistisch belegt. In der alten Kirchenchronik kann man noch heute nachlesen:

Anno 1680 den 20. October des Mittwochs nach dem tag Trinit, morgens um 6 Uhr ist eine Feuersbrunst entstanden zu Schandelah in Heinrich Engelken Hause, da die Kinder mit Feuer vor dem Ofen und Küchenherde gespielt, mit einem Feuerbrande aber zu nahe bey dem auf der Dihle hat dabey liegenden handgedroschet fabery gekommen, sie denselben angestoket, und das ganzte Haus, ehe man sich versehen, in voller Glut gebracht bis der Schulmeister an die Glocke geschlagen ...“.

Wer und wie der Brand gelöscht wurde, hat der Chronist leider nicht festgehalten.

Mit welchen Mitteln man damals einer entfesselten Feuersbrunst gegenüber stand, zeigt die Erste Eintragung über vorhandenes Löschgerät „von dem vermessenen Dorfe Schandelah“ Anno 1754 in der Historischen Tabelle „Generatia“:

An Feuer instrumentis seyn vorrätig 11 lederne Eimers, 12 Hand Sprützen, 2 Feuerhaken mit Eisen beschlagen. Vorbenannte instrumente werden im Lehen Hause vor der Kirche aufgehalten. Feuerleitern, 1 grosse Sprütze, Wasser Tubben mit Eisen beschlagen und eine Bequemlichkeit daraus Wasser in der Zeit der Noth geschöpfet werden könnte, seyen vorjezo nicht vorhanden und angeschaffet.“

Der zuvor jahrhundertealte, zur Brandbekämpfung benutzte, Ledereimer mußte noch lange seine Dienste tun, da die „Spritzen“ noch nicht selbstsaugend waren. Das Wasser wurde durch eine Eimerkette in den Saugkasten befördert.

Die technische Entwicklung führte dann auch bei unserer Feuerwehr über eine selbstsaugende Handdruckspritze, zur pferdegezogenen Motorspritze von 1925, auf der auch 8 Sitzplätze für eine Löschgruppe angebracht waren.

Dieses Gerät hat seinen Dienst bis in die Nachkriegszeit geleistet und in tagelangen Löscheinsätzen, nach Bombenangriffen auf die Stadt Braunschweig, zuverlässig gearbeitet.

In den letzten Kriegstagen kam eine Tragkraft-Spritze mit Anhänger hinzu.

Das erste Löschfahrzeug, ein TSF Ford Transit, sowie die noch heute von der Jugendfeuerwehr genutzte Tragkraftspritze TS 8/8 (heute jedoch ohne Motor) wurden 1960 in Dienst gestellt.

Eine rasante Entwicklung des Feuerlöschwesens nahm ihren Anfang. Die alten Hanfschläuche wurden durch pflegeleichte Synthetiks ersetzt.

Umluft unabhängige Atemschutzgeräte kamen neben den bis dahin vorhandenen

Filtergeräten zum Einsatz.

Durch all diese umfangreichen Gerätschaften und laufende Ergänzungen des Schlauchmaterials entsprechend der Entwicklung unseres Ortes, stimmte der damalige Gemeinderat von Schandelah im Jahre 1968 dem Kauf eines Löschgruppenfahrzeuges LF8 zu.

Ab 1983 wurde zusätzlich ein Mannschaftstransportfahrzeug MTF samt Anhänger mit Gerät zur Ölschadenbekämpfung beschafft.

Funkgeräte, Pressluftatmer, Stromerzeuger und Brandstellenscheinwerfer waren inzwischen selbstverständlich.

1992 wurde das, nun 23 Jahre alte, LF 8 durch ein LF 8/6 ein Löschgruppenfahrzeug

mit 600 Litern Wasser an Bord, Schnellangriffvorrichtung und einer Zusatzbeladung zur Bekämpfung von Gefahrgutunfällen ersetzt.

1992, das alte und das neue LF 8
1992, das alte und das neue LF 8

1995 ersetzte ein „neuer alter“ VW Bus seinen 23 Jahre alten Vorgänger. Ferner kaufte die Wehr aus eigenen Mitteln einen alten TSA-Anhänger für den Übungsdienst der Jugendfeuerwehr.

Im Jahr 2000 mußte die Gemeinde Cremlingen eine Gefahrgut Einheit aufstellen. Zu diesem Zweck, wurde das MTF durch einen VW LT 35 als „Gefahrgutfahrzeug“ ersetzt. Am 22.09.2000 wurde das neue Gefahrgutfahrzeug an die Feuerwehr der Gemeinde Cremlingen übergeben. Das Fahrzeug wurde in Schandelah stationiert. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Schandelah haben in Eigenleistung aus einem zwei Jahre alten Transporter ein ansehnliches Feuerwehrauto gemacht.

Das Konzept zur Beladung und zum Ausbau des Fahrzeuges, einschließlich der Beschaffung (Auswahl eines passenden Fahrzeuges), lag bei der Feuerwehr Schandelah. Blaulichter, Martinshorn und Funkgeräte, sowie der Innenausbau wurden selbst beschafft bzw. eingebaut. Ein Schandelaher Bürger stellte aus Privatbesitz ein Mehrkanal-Funkgerät zur Verfügung.

Durch dieses Vorgehen und durch den großen Arbeitseinsatz der Kameraden, konnten der Gemeinde Cremlingen Kosten in Höhe von ca. 50.000,- DM erspart werden.

Schandelah erhielt wieder ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF), dass für die Jugendfeuerwehr und den Ölschadenanhänger gebraucht wird.

Durch den Bau der A39 änderten sich die Anforderungen auch für die Feuerwehren der Gemeinde Cremlingen. Aus diesem Grund wurde 2011 der Fahrzeugbestand in Schandelah um ein TLF 20-40 erweitert. Das Tanklöschfahrzeug mit 4000l Wasser an Bord gehört seit dem zum Brandschutzkonzept in der Gemeinde (nachzulesen im Brandschutzplan von 2009).

Im Herzogtum Braunschweig wurde am 05. Mai 1874 das „Gesetz, das Feuerhülfswesen betreffend…“ veröffentlicht. Es löste die bis dahin geltende „Allgemeine Feuerordnung für die Landgemeinden“ aus dem Jahre 1832 ab.

Die Gemeinden bekamen die Auflage, eine „Feuerwehr, behufs Bekämpfung der Schadenfeuer…“ zu bilden. Schon wenige Monate nach Inkraft treten des Braunschweigischen Feuerhülfsgesetzes, im August 1874, gründeten Schandelaher Bürger die Freiwillige Feuerwehr Schandelah.

Das 2011 beschaffte TLF 20-40
Das 2011 beschaffte TLF 20-40

Das genaue Gründungsdatum der Freiwilligen Feuerwehr Schandelah ist leider nicht nachzuweisen. Es dürfte sich aber bereits vor 1850 ereignet haben. Ebenfalls ist der erste Feuerwehrhauptmann nicht bekannt.

Als erste Mitglieder sind in der Stammrolle der Feuerwehr eingetragen:

                            Heinrich Froburg        Fritz Denecke

                            Heinrich Beese           Christoph Fricke

Wenn man jedoch die alten Gepflogenheiten berücksichtigt, wonach der größte Bauer auch meistens der Feuerwehrhauptmann war, so ist mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass der erste Feuerwehrhauptmann Heinrich Froborg hieß. Bekannt ist, dass 1874 (offizielles Gründungsdatum der Feuerwehr Schandelah) Heinrich Kirchhoff der erste Feuerwehrhauptmann war.

Weitere Hauptleute bzw. Ortsbrandmeister waren:

bis 01.09.1906 Heinrich Kirchhoff

bis 31.12.1912 Heinrich Röhmberg

bis 31.12.1935 Wilhelm Heine

bis 31.10.1937 Albert Voges

bis 31.12.1963 Alwin Eichenlaub

bis 31.12.1979 Artur Eichenlaub

bis 31.12.1985 Gerhard Heine

bis 31.12.1992 Hubert Wachsmann

bis 12.01.2008 Jürgen Heinicke

bis 11.01.2020 Frank Denecke

seit 12.01.2020 Lars Manicke-Mellin

Auf dem Foto links, vier der Ehemaligen Ortsbrandmeister der Feuerwehr Schandelah. Stehend Artur Eichenlaub und Gerhard Heine, davor ihre Väter Alwin Eichenlaub und Wilhelm Heine. Auf dem Foto rechts, ihre Nachfolger Jürgen Heinicke und Frank Denecke, sitzend Gerhard Heine und Artur Eichenlaub.

Die gesamte Geschichte der Wehr hier darzulegen würde den Rahmen vollkommen sprengen. Deshalb sollen hier nur einige Dinge aus der Geschichte unserer Feuerwehr erwähnt werden.

Die erste Teilnahme an einer Bezirksübung erfolgte bereits vor über 100 Jahren. 1876 wurden dem Halbspänner Frohbart die Fahrt zur Bezirksübung der Feuerwehr, mit der Spritze, mit 6 Mark vom Gemeinderat vergütet.

So konnte die Freiwillige Feuerwehr auch früher keine Reichtümer sammeln und war immer schon auf eine gute Zusammenarbeit mit der jeweiligen Verwaltung angewiesen. Dies zeigt ein Ratsbeschluss vom 22.08.1885. Der Rat der damaligen Gemeinde Schandelah beschloss, dass der Feuerwehr die Tanzsteuer für die „diesmalige Musike“ erlassen werde. Hervorzuheben sind weiterhin ein Scheunenbrand 1911, mehrere kriegsbedingte Einsätze in Braunschweig und Helmstedt.

In den 60er Jahren gab es eine Brandserie, der unter anderem mehrere Scheunen zum Opfer fielen.

Spätere Großbrände bei A. Eichenlaub, auf dem Gutshof in Destedt, den Kindergartenbrand 1998, das Hochwasser 2002, der Brand der „alten" Post 2008 sind zu erwähnen.

Bei Hilfeleistungseinsätzen wurde meist zu Verkehrsunfällen oder Ölspuren auf Straßen und Gewässern im Gemeindegebiet ausgerückt.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Großeinsätze durch Hochwasser, der spektakulärste war sicherlich das Hochwasser 2002.

 

Ein trauriger Rekord wurde durch die Brandserie 1996 aufgestellt. Die Feuerwehr Schandelah mußte zu 40 Einsätzen ausrücken.

An Wettkämpfen, heute Leistungsüberprüfungen genannt, nimmt die FF Schandelah nachweislich seit 1876 teil. Die größten Erfolge wurden zu den Zeiten der Gruppenführer Franz-Heinrich Pförtner, Heinrich Jürgens und Hubert Wachsmann eingefahren. Viele Ehrenteller und Pokale im Gerätehaus stehen für mehrfach errungene Bezirks-, Kreis- und Gemeindemeister.

Heute hat sich wieder eine Gruppe junger Kameraden gefunden, die unter der Leitung von Julia Hauffe, Frank Herbst und Felix Pschichholz sehr erfolgreich an den Wettbewerben teilnimmt.

Damit für die immer umfangreicher werdenden Aufgaben der Feuerwehr auch genug Nachwuchs zur Verfügung steht wurde 1974, nach den Feierlichkeiten zum 100 Jährigen Jubiläum, eine Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen.

Die Jugendfeuerwehr ist seit diesen Tagen ein fester Bestandteil unser Feuerwehr, den niemand mehr missen möchte.

So wird die Feuerwehr auch in Zukunft selbstlos ihren Einsatz unter dem

Motto weiterführen:

 

„Gott zur Ehr – Dem Nächsten zur Wehr“!

Frank Denecke